Ein anderes Wirtschaften ist möglich
Quelle: Foto Flausen
Hubert von Goisern als prominenter Fürsprecher der Gemeinwohl-Ökonomie
Volksmusiker Hubert von Goisern und Christian Felber, freier Publizist und Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, haben eines gemeinsam: Sie bewegen viele Menschen. So geschehen Ende Juni in der ARGEkultur in Salzburg. Mehr als 300 Interessierte waren gekommen, um die beiden in einer Diskussion mit reger Publikumsbeteiligung zum Thema „Es brennt der Hut: Ist ein anderes Wirtschaften möglich?“ hautnah zu erleben. Zusätzliches Brennmaterial bekam die Veranstaltung durch fünf Praktiker*innen, die über ihre ganz konkreten Erfahrungen mit der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) berichteten.
„Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine Form der Marktwirtschaft, in der es sich auszahlt, wenn ich mich für die Grundwerte der Gesellschaft, für Beziehungswerte und Tugenden einsetze. Sie ist die Vision einer Wirtschaft, in der wirtschaftliche Tätigkeiten auf das Gemeinwohl ausgelegt sind“. Mit diesen Worten beschrieb Christian Felber die Essenz des von ihm mitbegründeten alternativen Wirtschaftssystems. Bei den Beziehungswerten hakte Hubert von Goisern ein: „Seit zweieinhalbtausend Jahren wissen wir, was es braucht, damit eine Gesellschaft funktioniert. Es ist eine alte Tatsache, dass es uns selber nur dann wirklich gut geht, wenn es den Menschen rundherum gut geht.“ Doch Wissen und konkretes Handeln klaffen oftmals weit auseinander.
Eine Vision beispielhaft umgesetzt in der ARGEkultur und im Hotel Auersperg …
Dass dem nicht so sein muss und die GWÖ schon viel mehr als eine Vision ist, machten die Praktiker*innen am Podium erlebbar.
Daniela Gmachl, kaufmännische Leiterin der ARGEkultur Salzburg, erstellte vor zwei Jahren mit ihrem Team die erste Gemeinwohl-Bilanz einer Kultureinrichtung in Österreich und ist gerade am Rebilanzieren. „Alle Kultureinrichtungen sollten diese Bilanz machen und somit aufzeigen, dass sie viel mehr für das Gemeinwohl tun, als in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“, so Gmachl.
In der zweiten Bilanzierungsrunde ist auch das Salzburger Hotel Auersperg, das mit Jennifer Klink eine eigene Nachhaltigkeitsbeauftragte hat. Klink liegt das Thema Langfristigkeit besonders am Herzen: „In hochwertige, langlebige Möbel oder die Weiterbildung der Mitarbeitenden zu investieren, verursacht kurzfristig mehr Kosten. Doch langfristig betrachtet zahlt es sich für alle Beteiligten aus und ist sehr gemeinwohl-orientiert.“
… in der Gemeinde Kirchanschöring und im SMCS …
Hans-Jörg Birner, Bürgermeister der angehenden GWÖ-Gemeinde Kirchanschöring in Südostbayern, begrüßt es, sich als Bürgermeister überall einmischen zu können. Mit seinem anschaulichen Beispiel zum Thema Flächenverbrauch erntete er viel Zwischenapplaus. „Wir wollen weg vom städtebaulichen Donut mit einem Loch im Zentrum. Stattdessen wollen wir ein Krapfen mit viel süßer Marmelade in der Mitte sein“, brachte Birner das Thema auf den Punkt.
Die Schere zwischen den Hochgebildeten und denjenigen, die nicht mehr sinnerfassend lesen können, geht für Wolfgang Schäffner immer weiter auseinander. Als Geschäftsführer des Studien- und Management-Centers Saalfelden bietet er den international ersten Masterlehrgang für „Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie“ an. Ihm geht es um eine Entökonomisierung der Bildung. „Wir sollten bei den jungen Menschen wieder viel mehr das eigene Nachdenken, das Forschen und das Erproben ihres Mutes fördern.“
… und in privaten Haushalten
Zur Beantwortung einer Publikumsfrage kam Christian Schwab spontan auf die Bühne und rundete die breite Palette der GWÖ ab. Er ist in der Salzburger Regionalgruppe für den Kurs „Enkeltauglich leben“ zuständig und beschäftigt sich u.a. damit, wie Privatpersonen durch bewussten Konsum lenkend in die Wirtschaft eingreifen können. „Mich bringt zum Brennen, dass ich mein Wissen für wichtige Dinge einsetze. Es fängt im ersten Schritt immer bei uns selber an.“
Von Goisern als Genossenschafter des Projektes Bank für Gemeinwohl
Zum Abschluss der Veranstaltung, die von der Salzburger GWÖ-Beraterin Isabella Klien moderiert wurde, gab es noch zwei Höhepunkte: Von Goisern sagte zu, Genossenschafter des Projektes Bank für Gemeinwohl zu werden, und am Vorplatz wurde das Sonnwendfeuer entzündet. Ganz nach dem Motto: Es brennt der Hut, und es brennt das innere Feuer für eine gemeinwohl-orientierte Form des Wirtschaftens.
Das Kurzvideo (2,5 Minuten) über die Veranstaltung gibt zentrale Aussagen und die angeregte Stimmung wieder: https://youtu.be/iKuXg5cYQyc
Weitere Informationen über die Salzburger Regionalgruppe der GWÖ unter https://www.econgood.org/de/salzburg/