Spannende Einblicke in Gemeinwohl-orientierte Unternehmen beim 4. GWÖ Stadtrundgang in München
Am 14. Juli haben sich 14 Interessierte gegen Isar, See oder Eiscafé und für den GWÖ-Stadtrundgang entschieden.
Los ging’s in der VHS am Harras mit einer kurzen Vorstellung der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Inhaltlicher Schwerpunkt des Rundgangs lag auf Unternehmen, deshalb übergab ich das Wort an Andreas Meyer von OH LA LAQUA (unteres Bild). Mit seinem Startup verfolgt er das Ziel, Menschen zum Wassertrinken zu animieren. Die Sticks für Natural Waterfusion sind frei von künstlichen Aromen, Farb- oder Konservierungsstoffen, Zucker und anderen Süßungsmittel. Andreas steht ganz am Anfang und stellt mit seinem Team jetzt die Weichen für das Unternehmen. Um das Handeln von Anfang an an den Werten der GWÖ (Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung) zu orientieren, schreibt er den ersten Gemeinwohl-Bericht gerade mit anderen Unternehmer*innen gemeinsam in einer Peer Group. Andreas gab den Teilnehmenden spannende Einblicke in die Entscheidungsprozesse und Herausforderungen des Startups sowie seine Erwartungen an die Gemeinwohl-Bilanzierung. Überraschende Blicke gab es, als er ganz selbstverständlich erzählte, dass er als Co-Gründer und Geschäftsführer nicht das höchste Gehalt hat und sich Gehälter an der individuellen Lebenssituation orientieren sollten.
Nach diesem gelungenen Auftakt stiegen wir in den Bus bzw. auf’s Rad um zur zweiten Station – München kocht! – zu gelangen. In der Event- und Kochlocation im Westend empfingen uns Gründer Daniel Düsterhus und Nachhaltigkeitsbeauftragte Sandra Wacker (mittleres Bild). Wir nahmen an der großen Tafel Platz, an der sonst die Teilnehmenden der Koch-Events ihr selbst gekochtes 4-Gang-Menü genießen. Daniel ist mit München kocht! seit 2020 Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie und gerade dabei den zweiten Gemeinwohl-Bericht zu schreiben. Trotz großer Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie mit sich brachte, wurden Veränderungen wie bspw. der Wechsel von Honorar-Verträgen zu Festanstellungen umgesetzt. Und das ist nicht genug. Denn München kocht! hat außerdem den Bioland Gold-Status. Daniel ist davon überzeugt, dass sich in der (Event-)Gastronomie noch einiges verändern wird und möchte als Pionier mit gutem Beispiel vorangehen, damit es möglichst viele Nachahmer*innen gibt und sich die Idee der GWÖ auch bei seinen Kund*innen – oftmals Unternehmen – verbreitet.
Für die dritte und diesen Rundgang letzte Station wechselten wir erneut die Branche und betraten die Büroräume von forStory – einer Filmagentur für Nachhaltigkeit & Storytelling. Philipp Exler (Co-Gründer und Managing Director) und Stephanie Mehleit (Senior Creative Producer) erwarteten uns bereits, denn wir kamen mit etwas Verspätung bei ihnen an. Es ist immer schwer zum Abschluss zu kommen, wenn man so interessante Eindrücke bekommt. Aber die gab es nun auch hier (oberes Bild). Die beiden begannen mit der Geschichte von forStory, das als Social Business gegründet wurde und den Fokus zu Beginn durch Projekte zum Thema Integration auf soziale Nachhaltigkeit legte. Schnell wurde klar, dass die anderen Aspekte der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit ebenso Beachtung finden sollten. Über diesen Gedanken kamen sie zum Modell der Gemeinwohl-Ökonomie, schlossen sich der Bewegung an und erstellten 2022 ihren ersten Gemeinwohl-Bericht. Der Prozess machte dem Team bewusst, dass der Hebel, den sie durch ihre Projekte haben, nur einen kleinen Bereich der Gemeinwohl-Matrix abdeckt: die Felder E1 und E2. Auch in anderen Bereichen gab es durch das Schreiben eines Gemeinwohl-Berichts Aha-Momente. In der Berührungsgruppe Mitarbeitende sind sie davon ausgegangen, dass sie schon sehr Gemeinwohl-orientiert agieren, aber die nähere Betrachtung zeigte, dass vieles zwar gesagt und danach gehandelt wird, aber nirgendwo nachvollziehbar dokumentiert und niedergeschrieben ist. Es gibt also für die weitere Ausrichtung in Richtung Gemeinwohl noch einiges zu tun. Und das forStory-Team ist voll motiviert dies anzugehen.
Nach 3,5 Stunden gingen die Teilnehmenden mit mehr Wissen zur GWÖ, drei konkreten Beispielen Gemeinwohl-orientierter Unternehmen und spannenden Einblicken in diese nach Hause. Die Entscheidung gegen Isar, See oder Eiscafé und für die Teilnahme am Rundgang war die richtige.
Danke an die teilnehmenden Unternehmen, dass sie uns diese Einblicke gewährt haben. Und weiterhin viel Erfolg bei der Erreichung der Unternehmens- und Gemeinwohl-Ziele.
Ich freue mich auf den nächsten GWÖ-Stadtrundgang!
Text: Melanie Birk