Artikel über den Kurs „Enkeltauglich leben“
Pfaffenhofen. Seit September 2020 traf sich eine Kursgruppe, um sich gegenseitig nach dem Spielkonzept von „Enkeltauglich Leben“ zu einem nachhaltigen Lebensstil zu inspirieren und zeitlich begrenzte kleine Schritte auszuprobieren. Die Themen der 5 Treffen waren vorgegeben: Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Demokratie. Zu jedem Thema gab es ein Impulsblatt und dann dachte sich jeder Teilnehmer eine für ihn passende und erfüllbare Aktion dazu aus und nahm sich vor, diese bis zum nächsten Treffen umzusetzen. Wer es schaffte, bekam von der Gruppe Pluspunkte, so dass beim 6. Treffen, dem Corona-bedingt sehr späten Abschlusstreffen, ein Spielsieger geehrt werden konnte. Gewonnen haben jedoch alle Teilnehmenden, ihre Mitwelt und die Umwelt.
Judith Neumair, Organisatorin: Ich habe sechs Enkelkinder. Ich will, dass sie in einer heilen Umwelt leben können und in einer solidarischen und gerechten Mitwelt in der man einander vertrauen kann. Und in einer demokratischen und transparenten Gesellschaft, in der die Menschenwürde aller geachtet wird. Nur wenn wir diese Werte heute schon leben, haben künftige Generationen eine Chance darauf. Deshalb hat mir das Konzept von „Enkeltauglich leben“ so gefallen, dass ich für die Gemeinwohl-Regionalgruppe Pfaffenhofen die Organisation des Kurses übernommen habe. Ich hoffe, dass weitere Kurse stattfinden und die Idee Kreise zieht.
Katja Bartsch, Kursleiterin: Das Spielidee wurde 2017 in Traunstein im Rahmen eines Bildungsprojekts entwickelt. Inzwischen gibt es 68 ausgebildete Spielleiter und Spielleiterinnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Es geht darum vom Wissen ins Handeln zu kommen und spielerisch die eigene Welt zu verändern, sie nachhaltiger und enkeltauglicher zu gestalten. Die Kurstreffen zu den verschiedenen Themen geben Anregungen dazu, aber jeder Teilnehmer entscheidet selbst, welchen Schritt er bis zum nächsten Treffen ausprobieren will. Gemeinsam macht es Spaß und am Ende gewinnen alle.
Stimmen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern:
Christel: Erst hab ich gedacht: Ich hab ja noch gar keine Enkel. Also ist der Kurs nicht für mich. Aber ich hab mir das Kurskonzept trotzdem erklären lassen und beschlossen mitzumachen. Die Lebensqualität wird ja auch für mich besser, wenn ich zum Beispiel auf mehr Gerechtigkeit und Solidarität achte. Bei einem Treffen hab ich mir zum Beispiel vorgenommen, dass ich überflüssige Dinge aus meinem Haushalt über ebay verkaufe und den Gewinn spende. Das war für mich ein gutes Gefühl von Loslassen und Klarheit schaffen. Und ein gutes Gefühl, damit auch noch Anderen helfen zu können.
Anni: Mich hat vor allem das Thema des ersten Abends berührt: Menschenwürde. Dass dabei auch gefragt wurde: Wie gehe ich mit mir selbst um? Ich bin ja auch Mensch. Ich bin ja auch Teil der Welt. Und manchmal muss man eben was für sich selbst tun. Und das geht sogar ganz ohne Konsum! Schade fand ich, dass wir wegen Corona drei Treffen online machen mussten. Andererseits hab ich das dadurch jetzt auch gelernt und wir haben uns Fahrtwege und CO2-Ausstoß gespart. Es hat halt alles immer zwei Seiten.
Christoph: Was ich mir beim Thema Nachhaltigkeit vorgenommen hatte, erwies sich als ganz schön kompliziert, denn die Heizung und Warmwasserversorgung auf einen erneuerbare Energien umzustellen, ist wegen baulicher Beschränkungen schwierig. Noch leben wir in einer Welt, die geprägt ist von einer Zeit, in der Nachhaltigkeit kaum eine Rolle spielte. Und die Rahmenbedingungen müssten sich schneller ändern, so dass es leichter wird, ökologisch Sinnvolles zu tun und schwerer oder unmöglich, sich zukunftsschädlich zu verhalten.
Robert: An den Rahmenbedingungen können wir leider wenig ändern. Aber beim Thema Gerechtigkeit und Solidarität hatte ich mir vorgenommen mit kleinen Zeichen die Ungerechtigkeiten unseres derzeitigen Wirtschaftssystems ein wenig zu mildern. Seitdem liegt immer Trinkgeld bereit, wenn ich eine Paketlieferung erwarte.
Sigi: Mir hat besonders gefallen, dass nicht erwartet wurde, dass man gleich sein ganzes Leben umkrempelt. Die kleinen „Wetten“ wurden alle genauso gewürdigt, wie die großen. Von außen kann man doch nicht beurteilen, wie schwierig und groß ein anscheinend kleiner Schritt für jemanden ist. Manchmal hat man etwas eh schon lange vor und dann gibt so eine Wette den Ausschlag, dass man den „inneren Schweinehund“ überwindet und es endlich anpackt. Die Weltgemeinschaft steht vor großen Herausforderungen. Aber irgendwas geht immer und irgendjemand hat immer eine gute Idee!
Angela: Ich finde es gut, dass auch das Thema „Umgang mit Finanzen“ angesprochen wurde. Es macht ja keinen Sinn, wenn ich meine Rente über Geldanlagen sichere, die dann das gute Leben meiner Kinder in der Zukunft gefährden. Dieser Abend war für mich Anlass, mich endlich wirklich mit diesem Problem meiner Rentensicherung zu befassen.
Barbara: Ich hab im Kurs immer wieder versucht, an die Ursachen zu gehen. Wenn ich mich umweltschädlich verhalte, dann tu ich das ja, weil ich irgendein Bedürfnis habe. Und für mich geht es einfach darum, enkeltaugliche Strategien zur Bedürfnisbefriedigung suchen. Das geht in einem kreativen Prozess in einer Gruppe einfach leichter. Das war schon toll!
Der Kurs wurde von der Stadt Pfaffenhofen und von der Gemeinwohl-Regionalgruppe Pfaffenhofen bezuschusst. Die VHS Pfaffenhofen hat den Kurs in ihr Programm aufgenommen und bietet ihn ab dem Herbstsemester an.
Kontakt:
Gemeinwohl-Ökonomie Regionalgruppe Pfaffenhofen a.d.Ilm
Türltorstr. 26, 85276 Pfaffenhofen
Judith Neumair, 08445-91066 und Manfred Mensch Mayer, 08441-72023
pfaffenhofen@econgood.org