ECOnGOOD bringt sich in globale UN-Initiative ein

Die Welt steht an einem Wendepunkt: Trotz jahrzehntelanger Versprechen werden im Jahr 2030 voraussichtlich noch immer 575 Millionen Menschen in extremer Armut leben. Wachstumsorientierte Strategien haben nicht nur versagt, Armut zu beseitigen, sie haben soziale Ungleichheiten verschärft und die ökologische Krise beschleunigt.

Um dieser Sackgasse zu begegnen, hat Olivier De Schutter, UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, die 18-monatige Initiative „Roadmap for Eradicating Poverty Beyond Growth“ gestartet. Aufbauend auf seinem Bericht „Armut überwinden jenseits von Wachstum“ (A/HRC/56/61) ruft er zu einer radikalen Neuausrichtung hin zu einer Menschenrechtsökonomie auf – einem Wirtschaftssystem, das auf Menschenwürde, Gerechtigkeit und planetarem Wohl basiert.

Worum geht es in der Roadmap

Die Roadmap soll nicht nur erklären, warum ein Wandel nötig ist, sondern auch, wie dieser gelingen kann. Unter fünf zentralen Säulen werden konkrete politische Maßnahmen für Regierungen und internationale Akteure entwickelt:

  1. Universelle soziale Absicherung und Zugang zu grundlegenden Diensten
  2. Arbeitsmarktpolitik und Care-Ökonomie
  3. Transformation wirtschaftlicher Systeme
  4. Klima-, Umwelt- und Ressourcenpolitik
  5. Handel, Finanzen, Schulden und globale Solidarität

Die Vorschläge sind praxisnah, auf allen politischen Ebenen umsetzbar und verbinden soziale Gerechtigkeit mit ökologischer Tragfähigkeit.

Wachstum im Globalen Süden: ein differenzierter Blick

Der Bericht betont: Das Wachstum der letzten Jahre hat viele Länder des Globalen Südens nicht aus der Armut befreit. Koloniale Strukturen, Ausbeutung billiger Arbeitskraft und Ressourcenexporte zugunsten des Nordens dominieren weiterhin. Wachstum sei zwar weiterhin notwendig – aber nicht im Sinne des BIP, sondern gemessen an sozialem und ökologischem Fortschritt.

ECOnGOOD als aktiver Partner

ECOnGOOD bringt in den Prozess seine Expertise im Bereich Systemtransformation und ethischer Welthandel ein. Unsere Vorschläge umfassen u.a.:

  • den Gemeinwohl-Bericht und das Gemeinwohl-Produkt als Alternativen zur rein ökonomischen Erfolgsbewertung,

  • die Vision einer Ethical Trade Zone (UNETZ) unter Leitung der UN – als gerechte Alternative zur WTO.

Am 22. September 2025 nahm ECOnGOOD an einer internationalen zivilgesellschaftlichen Konsultation teil, um Feedback zum ersten Entwurf der Roadmap zu geben.

Ausblick

Die finale Roadmap wird voraussichtlich im Juni/Juli 2026 dem UN-Menschenrechtsrat vorgelegt und u. a.:

  • in die Weiterentwicklung der Sustainable Development Goals (SDGs) einfließen,

  • Debatten auf dem Zweiten Weltsozialgipfel (Doha, November 2025) und der Vierten internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (Sevilla, Juni 2025) prägen,

  • und die Arbeit der Global Alliance on Beyond GDP unterstützen.

ECOnGOOD ist stolz, Teil dieses breiten Bündnisses von UN-Agenturen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu sein – und damit zu einer globalen Wirtschaftspolitik beizutragen, die sich am Gemeinwohl von Mensch und Planet orientiert.

Sophie Gripenberg, Walter Kern und Christian Felber von der GWÖ/ECOnGOOD haben an dem Bericht mitgewirkt.