Ein Nachbericht zur Veranstaltung „EU-Taxonomie und CSR-D“ am 16.05.2022
EU-Taxonomie und CSR-D… Klingt ziemlich trocken. Ist es auch. Und trotzdem kann eine Veranstaltung mit Diskussion über dieses Thema richtig Spaß machen.
Am Montag, den 16.05.2022 fand in den Räumen der GLS-Bank in Hamburg eine Präsentation mit Podiumsdiskussion und Gesprächsgruppen statt zu der Frage, welche Anforderungen in Zukunft seitens der EU an Nachhaltigkeitsberichte für Unternehmen gestellt werden.
Yvonne Zwick von B.A.U.M. e.V. und Gerd Hofielen von der Gemeinwohl-Ökonomie erzählten uns aus teilweise unterschiedlichen Perspektiven heraus wie Nachhaltigkeitsberichte zukünftig funktionieren, welche Herausforderungen sich für Unternehmen ergeben und ob das Ganze denn nun zweckmäßig ist oder nicht, wenn es darum geht den sozialen Umbrüchen und der
Klimakatastrophe zu begegnen.
CSR-D: Worum geht es?
Da ich persönlich nur Laie in diesem Thema bin, hier eine einfache Antwort: Im Grunde ist die CSR-D (Corporate Sustainability Reporting Directive) eine der europäischen Antworten auf die globalen von der UN ausdefinierten 17 Nachhaltigkeitsziele.
Unternehmen ab einer bestimmten Größe sind in Zukunft verpflichtet, nicht nur Finanzberichte sondern auch Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen und diese für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Unternehmen müssen darin offenlegen, inwieweit sie die Themen Klima- und Umweltschutz, Chancengleichheit, Arbeitsbedingungen und Menschenrechte berücksichtigen und wie sie diese überwachen.
Yvonne Zwick: Es wird sich etwas verändern
Yvonne Zwick präsentierte als erstes und gab uns nicht nur eine super Einführung, was CSRD und all die anderen Kürzel (NFRD, EFRAG, etc.) bedeuten, sondern veranschaulichte auch, welche Potenziale hinter der Initiative stecken:
Die Nachhaltigkeitsberichte führen dazu, dass Unternehmen nicht mehr nur wegschauen können, sondern sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Dies könne dazu führen, dass immer mehr Unternehmen ein echtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln.
Zusätzlich können die veröffentlichten Berichte auch Kaufentscheidungen beeinflussen. Sowohl bei Verbraucher*innen, als auch bei Teilnehmer*innen im Finanzmarkt. So könne sich durch die gesetzlichen Vorgaben und deren finanzielle Konsequenzen langfristig eine nachhaltigkeitsgetriebene Wirtschaft entwickeln.
Gerd Hofielen: Da geht doch noch was
Anschließend brachte Gerd Hofielen ein bisschen Gegenwind rein. Er kritisierte, dass die EU mit ihrer Nachhaltigkeits-Agenda nach wie vor daran festhielte, auf Wirtschaftswachstum (im Sinne von steigenden BIPs) zu setzen – ohne diesen innerlichen Widerspruch überhaupt zu diskutieren.
Er gab zu Bedenken, dass die Berichtspflichten in der CSRD in Bezug auf Menschenrechte und Klimaschutz unvollständig seien, nur sehr schwache Haftungsregeln festgelegt wurden und 99% der Unternehmen von den Pflichten entbunden wären, da zu klein oder zu wenig Umsatz. Ein System- und Bewusstseinswandel könne so nicht stattfinden.
Hier stellte er das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie entgegen. Es müsse eine Innovation der Gesetzesrahmen und Unternehmens-Verfassungen stattfinden. Unternehmensanteile müssen im Unternehmen und nicht extern verteilt werden. Kooperation ersetzt Konkurrenz. Vertrauen ersetzt Angst. Und die GWÖ-Matrix sei der erste Schritt auf diesem Weg der Veränderung.
Schlagabtausch und Gesprächsgruppen
Die unterschiedlichen Standpunkte hatten einen Spannungsbogen aufgebaut, ohne dass es zu einer unangenehm angespannten Atmosphäre kam. Yvonne konterte die CSRD-Kritik von Gerd, indem sie uns darlegte, wie bereits jetzt schon durch die nahende EU-Verordnung eine riesige Nachhaltigkeitsbewegung in allen Bereichen der Wirtschaft stattfinden würde und das Thema überall im Mittelpunkt stehe.
Anschließend wurden kleine Gesprächsgruppen gebildet, in denen wir uns darüber austauschten, wie uns die Thematik schon jetzt in unseren Berufsleben betrifft.
Der offizielle Teil der Veranstaltung wurde mit einer kurzen Fragerunde der Teilnehmenden an Yvonne und Gerd beendet und anschließend gab es noch viele nette Gespräche bei Getränken und Brezeln, die von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt wurden.
Wir bedanken uns herzlich nicht nur für die Brezeln, sondern auch für die Organisation bei B.A.U.M. e.V., EntrepreneursForFuture, Fair Trade Stadt Hamburg, Green Events Hamburg, Gemeinwohl-Ökonomie Hamburg, SEND Regionalgruppe Hamburg und Wandelmut. Bei Yvonne und Gerd bedanken wir uns für die tollen Präsentationen und für die Moderation bei Stefan Gertz. Ebenfalls danken wir der GLS-Bank für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten.
Maximilian Segelken, GWÖ Hamburg