FC St. Pauli erster Profi-Fußballclub mit Gemeinwohl-Bilanz
NEWS | 02.01.2024
Kiezkicker spielen im Bereich Nachhaltigkeit bereits in der ersten Liga
Hamburg, 02. Januar 2024: Als weltweit erster Profi-Fußballclub hat der FC St. Pauli eine Gemeinwohl-Bilanz nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) abgeschlossen. Aus dem Stand konnte der als Vorreiter für Antirassismus, Anti-Diskriminierung und Inklusion bekannte Verein in dieser von unabhängigen Auditor*innen durchgeführten Prüfung mit 527 Punkten ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Eine Punktzahl, die die Kiezkicker gleich in der ersten Liga mit Nachhaltigkeits-Vorreitern wie Greenpeace, dem Bio-Pionier Voelkel oder dem vielfach ausgezeichnetem Outdoortextil-Unternehmen Vaude spielen lässt.
Die Gemeinwohl-Bilanz ist eine freiwillig durchgeführte Corporate Social Responsibility (CSR)-Prüfung, die neben der finanziellen Bilanz eines Unternehmens Auskunft darüber gibt, welchen Beitrag Unternehmen und Organisationen für das Gemeinwohl leisten. Sie erfasst auf Basis der Gemeinwohl-Matrix den Beitrag zum Gemeinwohl, der durch das wirtschaftliche Handeln entsteht. Da sie ganzheitlich ist, deckt sie gängige CSR-Berichtsstandards ab und geht deutlich darüber hinaus. Esin Rager, als Vizepräsidentin beim FC St. Pauli speziell für den Themenbereich Nachhaltigkeit verantwortlich:
„Der systemische Ansatz der Gemeinwohl-Bilanzierung schafft eine 360-Grad-Perspektive auf das eigene Handeln. Wir haben uns bewusst für diese werteorientierte Prüfung entschieden, da wir ein Instrument gesucht haben, das es uns ermöglicht, unsere Ziele und Maßnahmen kritisch zu evaluieren. Die erreichte Punktzahl ist erfreulich; diese ist uns dabei weniger wichtig als die Erkenntnisse, die wir aus dem Prozess gewinnen. Ein anderer Fußball ist möglich. Besonders dann, wenn wir uns nie auf unseren Lorbeeren ausruhen.“
„Wir sagen nicht nur, was wir tun, sondern wir lassen es auch prüfen“, unterstreicht Franziska Altenrath, die beim FC St. Pauli den Bereich Strategie, Veränderung und Nachhaltigkeit (SVN) leitet. Es sei wichtig, sich von außen unabhängig prüfen zu lassen, „um zu sehen, wo wir stehen. Dadurch können wir Chancen und Risiken unserer Strategien besser erkennen. Die Bilanz schärft unser Profil und zeigt, wo wir uns noch verbessern sollten.“
Jutta Hieronymus, Vorständin beim Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e.V.
„Die Welt sieht sich aktuell gleich einer Vielzahl an Krisen ausgesetzt. Wir können diesen nur begegnen, wenn wir Wirtschaft und Gesellschaft im Ganzen transformieren. Ein Verein mit einer Strahlkraft wie der FC St. Pauli ist ein Paradebeispiel dafür, wie dies gelingen kann. Er zeigt, dass langfristiger sportlicher Erfolg auch möglich ist, wenn ethische, soziale und ökologische Ziele mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang gebracht werden.“
Der FC St. Pauli konnte bei seiner Gemeinwohl-Bilanz für eine Vielzahl an Projekten punkten, die bei deutschen Profi-Vereinen sonst eher selten zu finden sind. Hierzu zählen zum Beispiel der Verzicht auf ethisch kritische Sponsorenkategorien wie Sportwetten, auf die Erstellung von Leitlinien zur Diversität, eine genderparitätische Besetzung des Aufsichtsrates, ökologisch nachhaltiges und fair produziertes Merchandise sowie die Umstellung auf biologisch produzierte und vegane Stadionwürste. Esin Rager: „Am einfachen Beispiel der veganen und Bio-Würste lassen sich die Herausforderungen für werteorientiertes Wirtschaften sehr gut erkennen. Wir verstehen uns als Verein, der für alle Menschen da ist. Eine Bio-Bratwurst muss im Verkauf zurzeit für rund 90 Cent mehr als eine konventionelle Wurst angeboten werden, die dafür mehr Tierleid, umweltschädlichere Landwirtschaft und meist unsozialere Arbeitsplätze bedeutet. Wir können unsere Fans nur auf diesem Weg mitnehmen, wenn wir die Gründe und die Notwendigkeit für einen Schritt glaubhaft erklären. Die Gemeinwohl-Bilanz ist eine Möglichkeit dazu. Und sie ist vor allem ein unabhängig erstelltes Urteil darüber, dass wir dies nicht als Nachhaltigkeits-Feigenblatt tun, sondern dass wir es wirklich ernst meinen. 10.000 Würste pro Spiel machen einen echten Unterschied.“