Kann ein kleines Krankenhaus gemeinwohlorientiert und zugleich wirtschaftlich arbeiten?

Pessemitteilung zur Zoom Konferenz mit dem gemeinwohlzertifizierten Gemeinschafts- und Akutkrankenhaus Havelhöhe, Berlin

Schongau/Berlin, 24.05.2023 – Die Ammer-Lech-Gruppe der Gemeinwohlökonomie  (GWÖ) greift regelmäßig Themen auf, um regional Aktuelles hinsichtlich der Machbarkeit von Nachhaltigkeit, sozialem Miteinander und Transparenz zu prüfen. Die Diskussion um das Defizit der Krankenhaus GmbH, die Planungen eines Zentralklinikums oder der Abbau der Abteilungen in Schongau ließ die Gruppe aktiv werden. Gibt es ein gemeinwohlzertifiziertes Krankenhaus? Wenn ja, wie geht dieses mit dem Kostendruck und dem Ausblick auf die Bundesreform um?

Aufmerksam wurden die Mitglieder auf das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.

Hintergrundinformation aus dem deutschen Krankenhaus Verzeichnis:

„Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ist ein anthroposophisches Akutkrankenhaus und akademisches Lehrkrankenhaus der Charité mit 400 Betten. In 14 Fachabteilungen decken wir ein breites Spektrum medizinischer Versorgung ab und leisten mit ca. 14.000 Patienten jährlich unseren Beitrag zur Grund-, und Regelversorgung in Berlin. Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe wird von den Krankenkassen und dem Land Berlin wie andere Krankenhäuser finanziert und steht allen Patienten offen, unabhängig von der Art ihrer Krankenversicherung.“
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe – Krankenhausportrait | Deutsches Krankenhaus Verzeichnis (deutsches-krankenhaus-verzeichnis.de)

Gespräch mit Dr. Zerm

Mit Dr. Zerm vom Gemeinschafts- und Akutkrankenhaus Havelhöhe konnte ein interessanter Gesprächspartner gefunden werden. Er berichtete:

Ein Verein gründete die gGmbH, also eine gemeinnützige GmbH. Dies fordert kostensinnvoll vorzugehen, da Gewinne für Investitionen und Anschaffungen erzielt werden müssen. Das engmaschige Arbeiten von Verantwortungskreisen, in denen Ärzte, Pfleger und Therapeuten wirken, führt zu Transparenz für und das Eingebundensein der Mitarbeiter.

Wirtschaftlichkeit

Mit einer Bettenzahl von rund 400 und mit einem diversifizierten Angebot konnte bisher wirtschaftlich gearbeitet werden. Neben dem anthroposophischen, ganzheitlichen Ansatz verfolgt die Klinik den schulmedizinischen Weg als Lehrkrankenhaus der Charité, ergänzend unterhält sie ein Forschungsinstitut.

Personalsituation

Es gibt bei den Ärzten keinen Mangel, jedoch wie woanders auch Engpässe beim Pflegepersonal, da die Klinik am Rand Berlins läge und die Fahrtzeiten (1 Stunde ist in Berlin keine Seltenheit) für Teilzeitkräfte herausfordernd seien. Man entschied sich gegen Outsourcing von Küche oder Reinigung. Mit diesen und den Teilzeitkräften sind rund 1000 Menschen beschäftigt. Herausragend zu hören war, dass der nachhaltige und zukunftsorientierte Ansatz Ärzte anzieht, unabhängig von der Lage.

Das Fazit, das die Teilnehmer des Treffens zogen:

Nachhaltiges Wirtschaften, kein Defizit und die Gewinnung von Ärzten auch mit erschwerter Anfahrt, sind möglich. Transparenz und die Einbindung in Entscheidungen bewirken viel Engagement bis hin zum Idealismus der Mitarbeitenden. Deren Blick geht auf die Bedarfe der Menschen und die Fragestellungen der Zukunftsfähigkeit. Sind diesbezüglich die Berliner weiter als wir hier, fragten sich die Teilnehmenden.
Und zu guter Letzt: Ist eine gemeinnützige GmbH nicht die richtige Gesellschaftsform für ein Unternehmen, das sich aus Krankenkassenbeiträgen und Steuergeldern finanziert und zum Wohl der Menschen arbeiten sollte?

Weiterführende Informationen über das Krankenhaus Havelhöhe:

Über Havelhöhe / Krankenhaus Havelhöhe (havelhoehe.de)

Roland Zerm / Krankenhaus Havelhöhe (havelhoehe.de)

Health for Future Havelhöhe / Krankenhaus Havelhöhe (havelhoehe.de)