GWÖ-Regionalgruppe Pfaffenhofen bei den Nachhaltigkeitstagen in Ingolstadt

Pfaffenhofen / Ingolstadt: Die Gründer der GWÖ-Regionalgruppe Pfaffenhofen, Manfred Mensch Mayer und Judith Neumair nahmen mit einem Infostand in der TU am 8.11. an den Nachhaltigkeitstagen in Ingolstadt teil, um speziell vor und nach dem Vortrag des GWÖ-Begründers Christian Felber interessierten Teilnehmern mit weiteren Informationen zur Verfügung zu stehen. Bereits vor und noch mehr nach dem Vortrag ergaben sich viele angeregte Gespräche und Diskussionen.

Das Ziel des Wirtschaftens – also der Ökonomie, wie sie schon im alten Griechenland definiert wurde – ist das Wohlergehen der Haushaltsmitglieder, also das Gemeinwohl, so Felber in seinem Vortrag. Es ist natürlich gut, wenn dazu ausreichend Mittel generiert werden. Aber die Menge der Mittel sagt nichts darüber aus, ob das Ziel Gemeinwohl erreicht wurde. Mit den üblichen Finanzkennzahlen wie z.B. Finanzbilanzen oder Bruttoinlandsprodukt kann nur die Menge der Mittel gemessen werden, nicht aber, ob die Ziele Menschenwürde, Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitbestimmung erreicht wurden.

Christian Felber legte mit seiner Gemeinwohlökonomie ein konkretes, anwendbares und entwicklungsfähiges Bewertungssystem für Unternehmer*innen, Bürgermeister*innen und Schulen vor, mit dem gemessen werden kann damit, inwieweit das Ziel des Wirtschaftens erreicht worden ist. Es sollte die Finanzbuchhaltung ergänzen aber nicht ersetzen.

Dass er damit bei manchen Leuten einen Abwehrreflex auslösen würde, war Christian Felber klar. Gerade Mainstream-Ökonomen fühlten sich und ihre Sicht der Dinge anscheinend angegriffen.

In seinem Vortrag, den er am 8.11.2019 im Rahmen der Nachhaltigkeitstage  in der TU Ingolstadt gehalten hat, ging Felber daher speziell auf die Geschichte und die Wortbedeutung von Ökonomie ein und zeigte wissenschaftlich fundiert auf, dass die Wirtschaftslehre nicht eine “harte“ Naturwissenschaft, sondern eine „deutende“ Sozialwissenschaft ist, und dass die „Wirtschaftsgesetze“ nicht wie physikalische Gesetze, sondern von Menschen gemachte Regeln sind. Die Reduzierung der Ökonomie auf das Zählbare, also die Mittel des Wirtschaftens, habe die Ziele des Wirtschaftens in den Hintergrund gedrängt. Als Beispiel führte er das Freihandelsabkommen CETA an. Österreichische Politiker haben es gegen den Willen der Bevölkerung unterzeichnet, weil sie sich davon eine Steigerung des BIP von 0,08 % erhofften. Die gravierenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Umwelt seien als weniger wichtig bewertet worden als diese geringe Steigerung des BIP. Obwohl in dem Abkommen viel von Menschenrechten und Umweltschutz die Rede sei, können diese nicht eingeklagt werden. Nur für Eigentumsrechte sei im Abkommen ein eigenes Gericht vorgesehen. So sei es möglich geworden, dass das Energieunternehmen Vattenfall die EU wegen „indirekter Enteignung“ anklagen konnte und mehrere Milliarden erstattet haben will, die dem Unternehmen wegen europäischer Gesetze angeblich entgangen sind. Viele weitere Beispiele führte Felber an, um zu zeigen, wie notwendig eine Rückbesinnung auf das eigentliche Ziel des Wirtschaftens sei.

Nach dem ausführlichen und sehr anschaulichen Vortrag musste Felber noch viele Fragen beantworten.

https://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/vereine/Gemeinwohl-im-Fokus;art382351,4396382