Auf dem Weg in ein zukunftsfähiges Morgen: Unternehmer*innen auf der Konferenz des guten Wirtschaftens 2024

Vergangenen Donnerstag fanden sich im LUISE Kulturzentrum in München über 120 Akteur*innen aus der bayerischen Wirtschaft, Politik und Presse ein, um diverse Beispiele guten Wirtschaftens zu würdigen und über eine Symphonie von Eigentum und Verantwortung zu diskutieren.

München, 06. Februar 2023 – „Purpose Economy – Eigentum und Verantwortung. Wie bringen wir das zusammen?“ Diese Frage diskutieren Expert*innen aus Politik, Startup-Szene, etabliertem Mittelstand und Unternehmensvertretung. Maike Kauffmann von der Stiftung Verantwortungseigentum führte in das Thema ein. Zuvor würdigte die Gemeinwohl-Ökonomie Bayern fast 50 Unternehmen/Organisationen für ihr nachhaltiges Wirtschaften und ihre Gemeinwohl-Bilanzierung im Jahr 2023.

Mehr als 30 anwesende Vertreter*innen der gemeinwohl-bilanzierten Unternehmen jeder Rechtsform (siehe Liste unten) wurden von Alessandra Hensel als Moderatorin der Würdigung auf die Bühne gebeten und mit pointierten Sätzen dem Plenum vorgestellt. Sodann erhielten sie von Markus Hölzl als Vorstandsmitglied des Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e.V. eine Urkunde aus handgeschöpftem Papier und von den Gästen viel Applaus für ihre Anstrengungen für ein nachhaltiges Wirtschaften.

#KDGW2024 | Photo by forStory

In das Konzept des Verantwortungseigentums führte nach einer Pause zum bilateralen Austausch Maike Kauffmann, Vorständin der Stiftung Verantwortungseigentum, mit einer Keynote ein. Verantwortungseigentum bedeutet, dass die Eigentümer*innen des Unternehmens zwar Stimm- und Teilhaberechte haben, jedoch nicht am Gewinn teilhaben. Damit soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen vorrangig der Verwirklichung des Unternehmenszwecks und nicht dem Gewinnstreben der Anteilseigner*innen dient.

Sie erläuterte zudem, dass diese Initiative aus dem Wunsch von über tausend Unternehmen und deren Verbänden entstanden ist und nicht etwa aus Politik oder Gesellschaft. Verantwortungseigentum findet Einsatz sowohl bei bereits etablierten Unternehmen, die eine Nachfolgelösung benötigen, als auch bei Startups, die von Anfang an eine neue Kultur der Zusammenarbeit und Mitbestimmung etablieren wollen.

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Im Rahmen der daran anknüpfenden, von Blanca Pohl souverän moderierten, Podiumsdiskussion schilderte Michael Hetzer, Beiratsvorsitzender von elobau GmbH, einem mittelständischen Technologieunternehmen mit über 1.300 Mitarbeitenden, die Umsetzung des Konzeptes in seinem Unternehmen durch ein Stiftungsmodell – binnen sechs Jahren und mit erheblichen Kosten. Seine Motivation war es zum einen die Nachfolge seinen Kindern nicht auferlegen zu müssen und zum anderen die Verantwortung stärker in die Hände der Mitarbeitenden zu legen, die den Wert des Unternehmens über Jahre mitgeschaffen haben.

Einen weiteren Aspekt aus unternehmerischer Perspektive brachte Alina Friedrichs, Gründerin und Geschäftsführerin der guud GmbH, einem Startup für nachhaltige Sachbezugskarten für Mitarbeitende, mit ein. Sie beschrieb, dass sie bei der Gründung ihres Unternehmens eine Struktur und Ausrichtung ihres Unternehmens anstrebte, die die Leitideen des Verantwortungseigentums beherzigt. Leider gibt es bis dato hierzu noch keine spezifische Rechtsform.

Aber es besteht Hoffnung. Die Schaffung einer entsprechenden neuen Rechtsform ist im Koalitionsvertrag der Ampelregierung festgeschrieben. Jüngste Gespräche von Stephanie Schuhknecht, Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag, mit Vertreter*innen des Bundes zeigen, dass noch in dieser Legislaturperiode ein Gesetzesentwurf zu erwarten sei.

Gerti Oswald, Geschäftsführerin des BIHK e.V. und Abteilungsleiterin der DIHK, BIHK, CSR, BWA erläuterte, dass die IHKs derzeit noch keine abschließende Meinung zu einer neuen Rechtsform einer Gesellschaft mit gebundenem Vermögen haben, aber der Rechtsausschuss derzeit damit befasst ist. Sie unterstützt den unternehmerischen Wunsch das Thema Nachhaltigkeit auch in der Struktur und Organisation von Unternehmen zu verankern.

Insgesamt verschaffte die Podiumsdiskussion einen breiten Überblick zum Konzept und der praktischen Ausgestaltung eines treuhänderischen Unternehmertums. Es wurde deutlich, dass eine neue Rechtsform dem Wunsch vieler Unternehmen nachkommt, die Nachfolgelösungen suchen, und auch zunehmend dem von Unternehmensgründer*innen, die diese Eigentumsstruktur etablieren möchten. Die Gemeinwohl-Ökonomie greift die Frage von Eigentum und Mitentscheidung in der Gemeinwohl-Matrix auf und betrachtet es dahingehend unter anderem als zielführend für Mitarbeitende in Unternehmen Erfahrungsräume zu schaffen, in denen demokratisches Handeln und Entscheiden stattfindet.

#KDGW2024 | Photo by forStory

Für Begeisterung sorgte zudem eine Video-Ecke von dem gemeinwohl-bilanzierenden Unternehmen forStory. Darin hatten die Teilnehmenden der Konferenz die Möglichkeit, Statements zur Veranstaltung, zur Gemeinwohl-Ökonomie im Allgemeinen, zu den gemeinwohl-bilanzierenden Unternehmen und zu sich als wirkende Organisation aufnehmen zu lassen. Im lebendigen Austausch mit gemeinwohl-orientierten Kolleg*innen genossen sie das Ambiente sowie das vegetarische Buffet des gemeinwohl-bilanzierenden Unternehmens München kocht! und als Überraschung eine akrobatische Einrad-Performance.

Stimmungsbilder:

Nachfolgend finden sich einige Stimmen zur #KDGW2024:

  • „Die coolste Veranstaltung in Bayern, wenn es um Nachhaltigkeit und Wirtschaft geht.“ – Jörn Wiedemann, selbständig
  • „Heute hat mich inspiriert die Vielfalt von Unternehmerinnen und Unternehmern, die mit verschiedensten Beispielen bewiesen haben, dass man […] auch gute Wirtschaft aktiv betreiben kann, dabei Spaß hat, und […] das gute Leben für alle im Sinn hat.“ – Andreas Herrmann, Schwabinger Automobil Haus
  • „Dieses Jahr haben wir eine Mitarbeiterbefragung gemacht, [für] wie wichtig unsere Mitarbeitende diese GWÖ-Bilanz halten. 80% der Mitarbeitenden sagen, dass ist [ihnen] sehr wichtig. Darauf bin ich sehr stolz.“ – Ludger Elfgen, elfenpick GmbH & Co. KG
  • „Ich wollte mich gern vernetzen, und schauen, wen die Gemeinwohl-Orientierung sonst noch so umtreibt auf dieser Welt. Und freue mich einfach sehr interessante Menschen, Unternehmerinnen und Unternehmer, getroffen zu haben, die […] nicht nur den Gewinn […] im Blick ihres unternehmerischen Handelns haben, sondern eben auch, wie können wir unsere Gesellschaft voranbringen […].“ – Kristina Notz, Social Entrepreneurship Akademie

Nicht anwesende Unternehmen jeder Rechtsform mit Gemeinwohl-Bilanz in 2023:

Nach der KDGW2024 ist vor der KDGW2025! Für das Gelingen und die Realisierung der nächsten Konferenz des guten Wirtschaftens auf ähnlichem Niveau sind wir auf Förderungen bzw. Spenden angewiesen und würden uns deshalb über eine Spende und/oder Neumitgliedschaft freuen!

Weitere Impressionen von forStory finden sich zur Berichterstattung zur #KDGW2024 unter https://datacloud.econgood.org/s/H98GCXis2H9GyQ2 (Bitte mit Hinweis „Foto: forStory“ oder „Foto: forStory zur #KDGW2024″).

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