Menschlichkeit und Werte im Wirtschaftsleben – Christian Felber im Gespräch mit Inke Kruse (Stockmar)

Vor Ostern war Christian Felber, der Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, wieder zu Gast in Hamburg: Anlässlich der Langen Nacht der Anthroposophie sprachen er und Inke Kruse von Stockmar am 12.04.2025 zum Thema „Menschlichkeit und Werte im Wirtschaftsleben“ im gut gefüllten Rittelmeyer-Saal.

Foto: Sabine Siehl
Stockmar stellt seit über 100 Jahren hochwertige Kreativ-Produkte für Schulen und die Kunsterziehung her, den Ursprung bildeten damals die Qualitätsanforderungen der ersten Waldorfschule in Stuttgart. Von Anfang an hat sich das Unternehmen nicht am Markt, sondern am Menschen orientiert. Das gilt für die Beziehungen zu Kund*innen genauso wie in Bezug auf die Menschen, die bei Stockmar arbeiten: Menschenwürdige Arbeitsplätze, gelebte Integration von Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund sind bei Stockmar gelebte Praxis, berichtete Inke Kruse. Gehälter werden Anfang des Monats bezahlt, denn nicht die Arbeit solle entlohnt werden, sondern die Menschen erhalten Geld, damit sie für das Unternehmen arbeiten können.
Der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) fühlt sich Stockmar schon seit vielen Jahren verbunden. Derzeit erstellt das Unternehmen seine bereits vierte Gemeinwohl-Bilanz.
Christian Felber betonte die Ganzheitlichkeit des GWÖ-Modells, bei dem der Erfolg an der Umsetzung der Gemeinwohl-Werte Menschenwürde, Solidarität & Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung in Bezug auf alle Berührungsgruppen eines Unternehmens gemessen werden. Dabei steht der Kooperationsgedanke im Mittelpunkt: eine gemeinwohl-orientierte Marktwirtschaft wäre demnach eine kooperative Marktwirtschaft, in der alle Beteiligten zum Nutzen der Gesellschaft miteinander kooperieren. Diesem Prinzip folgend und aus dem Grundgedanken heraus, dass Geld nur Mittel, nie aber Zweck des Wirtschaftens sein dürfe, wäre es volkswirtschaftlich logisch und sinnvoll, dass das Bruttoinlandsprodukt durch ein Gemeinwohl-Produkt als primäre Messgröße für den Wohlstand eines Landes abgelöst wird.

Foto: Sabine Siehl
Am Vortag des Podiumsgesprächs nutzten Aktive der Hamburger GWÖ-Regionalgruppe die Gelegenheit zum Austausch mit Christian Felber, u.a. um darüber zu sprechen, wo insbesondere angesichts der aktuellen gesellschaftlichen und weltpolitischen Entwicklungen erfolgsversprechende Ansatzpunkte liegen, um mit der Gemeinwohl-Ökonomie Gehör zu finden und Anziehungskraft zu entwickeln.

Foto: Rudolf Steiner Haus
Weitere Informationen: Gemeinwohl-Bericht von STOCKMAR für die Jahre 2021 und 2022.
Text: Sabine Siehl
Titelfoto: Sabine Siehl