
Unsere Ziele: Die Wirtschaft dient dem Gemeinwohl
Die Wirtschaft dient dem Gemeinwohl und nicht mehr der Geldvermehrung um ihrer selbst willen. Ungleichheiten bei Einkommen, Vermögen und Macht halten sich in maßvollen Grenzen. Der Umweltverbrauch bleibt innerhalb der Regenerationsfähigkeit natürlicher Ökosysteme und der planetaren Grenzen. Gegenwärtige und zukünftige Generationen genießen gleiche Lebenschancen.
Schöpferische Unternehmenstätigkeit führt zu innovativen Lösungen für das Gemeinwohl. Sie entfaltet sich in unterschiedlichen Rechtsformen und humanen Betriebsgrößen. Die Unternehmen kooperieren intelligent und tragen zu resilienten Strukturen bei.
Allen Menschen ist in der Gemeinwohl-Ökonomie ein würdevolles Dasein möglich. Arbeit ist sinnstiftend und findet in Unternehmen, Gemeingütern, öffentlichen Betrieben und in Eigenversorgung statt.
Freiheit erhält eine tiefere Bedeutung. Menschen können nicht nur ihre Biografien individuell selbst gestalten, sondern auch kollektiv die Wirtschafts-, Finanz- und Handelsordnung. Die innere Dimension erfährt gleiche Aufmerksamkeit wie das äußere Lebensumfeld. Die Menschen sind vom Konsum-, Kapitalmehrungs-, und Wachstumszwang befreit.
Konsensierte Fassung der VI. Internationalen Delegiertenversammlung, Lissabon, 19. Mai 2018
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„Gut leben in einer Welt, in der die Wirtschaft im Einklang mit ethischen Werten ist“
Die Gemeinwohl-Ökonomie trägt in allen gesellschaftlichen Bereichen zu einer Kultur des guten Lebens in einer friedlichen und nachhaltigen Zivilisation bei. Das Zusammenleben in der Gemeinwohl-Gesellschaft ist geprägt durch ein menschliches Miteinander, ein hohes Maß an Vertrauen und Wertschätzung, starken sozialen Zusammenhalt, überschaubare Strukturen und gesicherte Grundrechte. Gemeinsam mit souveräner Demokratie bietet sie den Bürger*innen den geeigneten Rahmen dafür, dass sie:
- sich mit Toleranz und in gegenseitigem Respekt für natürliche Unterschiede und unterschiedliche Lebensentwürfe begegnen
- ihre persönlichen Werte definieren, ihre individuellen Ziele setzen, ihre Identität finden und ihr volles Potenzial entfalten;
- ihre Talente und Fähigkeiten einbringen und auf diese Weise sinnvoll und kooperativ zum Wohl der Allgemeinheit beitragen;
- sich aktiv politisch engagieren, selbst demokratische Entscheidungen herbeiführen und damit ihre Zukunft frei gestalten.
Die Wirtschaft dient dem Gemeinwohl und nicht mehr der Geldvermehrung um ihrer selbst willen. Ungleichheiten bei Einkommen, Vermögen und Macht halten sich in maßvollen Grenzen. Der Umweltverbrauch bleibt innerhalb der Regenerationsfähigkeit natürlicher Ökosysteme und der planetaren Grenzen. Gegenwärtige und zukünftige Generationen genießen gleiche Lebenschancen.
Schöpferische Unternehmenstätigkeit führt zu innovativen Lösungen für das Gemeinwohl. Sie entfaltet sich in unterschiedlichen Rechtsformen und humanen Betriebsgrößen. Die Unternehmen kooperieren intelligent und tragen zu resilienten Strukturen bei. Die Gemeinwohl-Bilanz zeigt, welchen Beitrag sie zum Gemeinwohl leisten. Steuern, Zölle, Kredite, öffentliche Aufträge und Wirtschaftsförderung sind auf die Stärkung des Gemeinwohls ausgerichtet. So sind verantwortungvolle Unternehmen am Markt in Vorteil.
Allen Menschen ist in der Gemeinwohl-Ökonomie ein würdevolles Dasein möglich. Arbeit ist sinnstiftend und findet in Unternehmen, Gemeingütern, öffentlichen Betrieben und in Eigenversorgung statt. Es bleiben Freiräume für Familie, Kinder, ältere und nahestehende Mitmenschen sowie für Muße, Kultur und die persönliche Weiterentwicklung. Gelingende Beziehungen und Gemeinschaften genießen höchsten Stellenwert.
Die Landwirtschaft schafft vielfältige Kulturlandschaften und bewahrt die natürlichen Lebensgrundlagen. Sie fördert Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität. Tiere werden geachtet und nicht auf ihren Nutzen als Nahrungslieferanten reduziert. Fische kommen aus regionalem Wildfang. Flüsse eignen sich zum Baden und haben Trinkwasserqualität. Die Meere sind sauber. Dörfer werden lebendiger, Städte grüner und erholsamer.
Im Rahmen einer ethischen Welthandelsordnung werden ausgewogene Handelsbilanzen angestrebt. Es gibt einen globalen Gerichtshof für die Menschenrechte, eine Fusionskontrolle, Finanzaufsicht und Steuerbehörde. Der Kapitalverkehr ist an Steuerkooperation geknüpft. Das internationale Gewaltmonopol liegt bei der demokratisierten UNO. Die Zeit der Kriege ist zu Ende gegangen.
Freiheit erhält eine tiefere Bedeutung. Menschen können nicht nur ihre Biografien individuell selbst gestalten, sondern auch kollektiv die Wirtschafts-, Finanz- und Handelsordnung. Die innere Dimension erfährt gleiche Aufmerksamkeit wie das äußere Lebensumfeld. Die Menschen sind vom Konsum-, Kapitalmehrungs-, und Wachstumszwang befreit. Die Beziehung zur Erde ist so intakt wie diese selbst. Die Lebensfreude kommt überall zum Vorschein – ein großer Tanz!
Konsensierte Fassung der VI. Internationalen Delegiertenversammlung, Lissabon, 19. Mai 2018
Die Geschichte: Vom Buch zur weltweiten Bewegung
2008 - 2010
Auf Basis des Buches „Neue Werte für die Wirtschaft“ von Christian Felber entwickeln 2008 Unternehmer*innen der globalisierungskritischen NGO Attac Österreich das Kapitel „Eine Alternative zu Kapitalismus und Kommunismus“ weiter und erarbeiten die Gemeinwohl-Matrix. Als Ergebnis erscheint im August 2010 Felbers „Gemeinwohl-Ökonomie: Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“. Bereits 2011 erklären sich zwei Dutzend Unternehmen bereit, die Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen.
2011 - 2013
2011 wird der Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie gegründet, parallel entstehen zahlreiche Regionalgruppen. Die Zahl der internationalen Unterstützer*innen wächst auf 7.000. Die Gemeinwohl-Bilanz etabliert sich als Standard für eine ethische Bilanz im KMU-Bereich. Bis Ende 2013 gibt es mehr als 300 zertifizierte Gemeinwohl-Unternehmen.
2014 – 2016
Die GWÖ nimmt Kurs auf die Politik: Im September 2015 spricht sich der Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) mit einer Mehrheit von 86 Prozent für die Integration der Gemeinwohl-Ökonomie in den Rechtsrahmen der Union und ihrer Mitgliedsstaaten aus. Gleichzeitig stellt sich die Bewegung zum ersten Mal im House of Commons, dem britischen Unterhaus sowie beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) vor.
2017 - 2018
2017 wird an der Universität Valencia der erste Lehrstuhl für Gemeinwohl-Ökonomie eingerichtet. 2018 wird Kirchanschöring die erste Gemeinwohl-Gemeinde Deutschlands. Am Studienzentrum Saalfelden startet der Lehrgang „Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie“.
2019
Im März präsentiert die GWÖ in Genf vor dem SDG-Forum der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) und gilt als Good Practice für die Umsetzung des 8. SDG-Zieles „Menschenwürdige Arbeit“. Im Juni fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Antrag auf Gemeinwohl-Bilanzierung von mindestens zwei Unternehmen mit Bundesbeteiligung. In Bremen findet die erste wissenschaftliche Konferenz zur GWÖ statt.
2020 – 2021
Im Herbst 2020 wurden im Kreis Höxter (DE) die drei ersten Städte gemeinwohlbilanziert. Die Entstehung der Gemeinwohl-Region Kreis Höxter zeigt, wie die GWÖ erfolgreich in der Regionalentwicklung angewandt werden und helfen kann, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. 2021 wird die Bewegung in den Regierungsprogrammen von Hessen, Bremen und Hamburg aufgenommen – wie davor schon in Salzburg, Valencia und Baden-Württemberg. Der Grundstein für wissenschaftliche Theorie der Gemeinwohl-Ökonomie wird in sustainability gelegt. Stuttgart gewinnt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis u. a. für die Anwendung der Gemeinwohl-Ökonomie.
2022
Im Februar 2022 nimmt die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG), die mit der Erarbeitung der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) für die Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie CSRD beauftragt ist, die Gemeinwohl-Ökonomie als eine von 13 neuen Mitgliedsorganisationen auf. Im März findet an der Universität Valencia die 2. Wissenschaftliche Konferenz ECGIC II statt.
Aktuell umfasst die Bewegung weltweit 11.000 Unterstützer*innen, rund 5.000 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen, 35 GWÖ-Vereine, über 1000 bilanzierte Unternehmen und andere Organisationen, knapp 60 Gemeinden und Städte sowie 200 Hochschulen weltweit, die die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie verbreiten, umsetzen und weiterentwickeln.
2023
Ein wichtiges Ereignis war der erste Sustainable Economy Summit (SES) im Dezember in Berlin, an dem die GWÖ teilgenommen hat. Der Gipfel war ein wichtiger Schritt, um nachhaltiges Wirtschaften in der Hauptstadt zu fördern. Zudem wurde die Strategie der Bundesregierung für soziale Innovationen und gemeinwohlorientierte Unternehmen als Meilenstein für Nachhaltigkeit gewürdigt.
2024
Im Februar 2024 präsentiert die Gemeinwohl-Ökonomie auf der BIOFACH 2024 in Nürnberg ihr neues Branding mit dem ECOnGOOD-Logo. Die Gemeinwohl-Ökonomie erhält einen weltweit einheitlichen Namen. Gleichzeitig wird erstmals das ECOnGOOD-Siegel für extern auditierte Organisationen vorgestellt.
Im Juni 2024 erhält die Gemeinwohl-Ökonomie in Österreich durch den von Marlene Engelhorn initiierten Guten Rat für Rückverteilung eine große Anerkennung.
Derzeit umfasst die Initiative weltweit rund 5.000 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen sowie über 1.300 bilanzierte Unternehmen, Organisationen und Kommunen, die die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie und der ECOnGOOD-Bewegung verbreiten, umsetzen und weiterentwickeln.
2025
Im Jahr 2025 entwickelt sich die GWÖ dynamisch weiter und unterstützt unter anderem die EU-Lieferkettenrichtlinie zur Förderung fairer und nachhaltiger Wirtschaftspraktiken. Das Forschungsprojekt „Impact AI“ untersucht die Potenziale künstlicher Intelligenz für Nachhaltigkeit und Gemeinwohl. Außerdem wurde die Gemeinwohl-Matrix 5.1 vorgestellt, ein zentrales Instrument zur Erstellung der Gemeinwohl-Bilanz.