Dr. Michael Schwerdtfeger, Gartenkustos des Alten Botanischen Gartens in Göttingen, hat einer Gruppe von Pflanzenliebhaber*innen zwei Schulstunden die Verschränkung von Pflanzen und Insekten und von Einwanderern und Einheimischen an Beispielen veranschaulicht, dass sich der beschauliche Garten für alle zu einem spannenden Dschungel wandelte. Plötzlich tauchten vor unseren Augen schwarze Holzbienen auf, die größer als Hornissen waren, und Kröten lärmten, dass kaum der Experte zu verstehen war.
Natürlich gab es viel zu lernen: Nicht der Rede wert, was so geunkt wird, meint Schwerdtfeger: Invasive Neophyten gibt es kaum. Alles um uns herum- inklusive wir selber- sind eingewandert. Vor 10.000 Jahren war hier nur Eis. Durch den Menschen gemachten Klimawandel tauchen plötzlich Insekten auf, die die heimischen Pflanzen herrlich bestäuben und an den neuen trockenresistenten Pflanzen aus dem Süden laben sich die heimischen Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Noch ein Gerücht konnte aus der Welt geschafft werden: Der Schmetterlingsbaum betäubt keine Schmetterlinge und lässt sie nicht zu leichter Vogelbeute werden.
Als Faustregel gilt, alle Pflanzen mit hellen kleinen Blättern können gut die Sonne reflektieren und die Feuchtigkeit halten, sind also super trockenresistent. Sattgrüne Pflanzen haben es nicht so leicht mit der neuen Sommertrockenheit.
Dr. Schwerdtfeger, selber übersät mit Blättern aus allen Kontinenten in blauer Tinte sprach sarkastisch von den global change winnern und von den Klimahelden unter den Insekten. Doch auch wenn wir ein paar neue Sorten haben, die auch die Flora bereichern, sind es insgesamt ¾ weniger Insektenmasse als früher. Die Forschung steckt enorm viel Geld in automatische Bestäuber-Maschinen, dabei wäre es viel günstiger, auf Pestizide zu verzichten. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Wenn Sie sich wundern, warum das Gartenhaus nie wieder aufgebaut wurde, warum es weniger blüht im Eingangsbereich, der Alte Botanische Garten wird klein gespart. Die Bosten Consulting Group, die die Universität berät, wo und wie „effizienter wirtschaften“ kann hätte an diesem Nachmittag auch viel lernen können.