Stärkeres Engagement von Unternehmen in der Sozialen Frage

4. Juli 2024 Diskussionsrunde mit der Diakonie zu bezahlbarem Wohnraum
„Sehr unzufrieden“, zeigte sich Jörg Mannigel, Geschäftsführer des Diakonieverbandes Göttingen Münden, mit der Wohnungssituation in Göttingen. „Wir brauchen auch in unserer Region viel mehr bezahlbaren und zugleich erreichbaren Wohnraum. Hierfür ist auch ein stärkeres Engagement der Wirtschaft für das Gemeinwohl notwendig!“, sagte er Anfang dieses Monats.

Diskussionrunde

Jörg Mannigel

Die Diakonie bedauere allgemein eine schwindende Spendenbereitschaft und die Zurückhaltung vieler Wirtschaftsunternehmen, wenn es um die aktive Beteiligung bei der Lösung aktueller sozialen Fragen geht. Trotz der zurzeit relativ guten Beschäftigungslage sei die Situation in den Brennpunkten Sozialer Arbeit nicht gut.

Die neue, „Flex“ genannte Droge, mit der zehnfachen Stärke von Kokain und der extrem abhängig machenden Wirkung breite sich auch in Göttingen rasant aus. Solche Entwicklungen im Bereich der Suchtberatung wie aber auch in vielen anderen Hilfefeldern die verschiedensten Aus- und Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Inflation und kriegsbedingten Fluchtbewegungen stellen die Sozialarbeiter*innen der gemeinnützigen Hilfsorganisationen täglich vor großen Herausforderungen. Da sei es misslich, wenn die Spendenbereitschaft für soziale Projekte zu dieser Zeit deutlich zurückgehe.

Jörg Mannigel wünscht sich mehr Unternehmen, die ihre Führungskräfte auffordern, einmal ein Kurzpraktikum an Orten Sozialer Arbeit zu absolvieren, z. B. bei der Bahnhofsmission. Erfahrungsgemäß ändere sich bereits nach einem Tag ihr Bewusstsein für Menschen am Rande unserer Gesellschaft. Es gibt durchaus Betriebe, die die soziale Kompetenz ihrer Leitungskräfte auch in dieser Weise bereits schulen. Er sei dankbar für das bürgerschaftliche Interesse der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), die ihn einlud, über die aktuellen sozialen Themen zu informieren.

Die Gruppe wollte insbesondere auch Lösungsmöglichkeiten für ein Göttinger Dauerproblem in Erfahrung bringen, und zwar wie es zu den kritischen Situationen mit den Wohnkomplexen in der Groner Straße und im Hagenweg kommen konnte, die über Jahre bis heute nicht gelöst werden konnten. So fragte die in der Migrationsarbeit erfahrene Gastgeberin: „Wir sehen die jüngst von privat an der Geismarer Landstraße errichteten Großgebäude. Dabei haben wir doch in Göttingen Erfahrungen mit ähnlich hochpreisig gestarteten Appartement-Bauten gemacht! Entsteht hier nicht potentiell erneut die Keime für künftige Missstände, wenn die Studierendenzahlen weiterhin sinken?“ Die GWÖ sei dagegen, Wohnen im großen Maßstab zur Ware zu machen. Wenn die Eigentümer pleitegehen, werden schlussendlich wieder die Steuergelder der Bürger*innen für verbleibende Schrottimmobilien herangezogen.

Diskussionsrunde am 4.7.24