Mit dem Netzwerkabend raus aus der „Bubble“

Den hochsommerlichen Temperaturen am 24. Juni zum Trotz ließ der Teilnehmer*innen-Zuspruch in der Stuttgarter Königstraße 1A keine Wünsche offen. Der Netzwerkabend für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zum Thema Nachhaltigkeit wurde zum vollen Erfolg. Und das nicht nur aufgrund der Anzahl der Menschen, die dem Aufruf des Gemeinwohl-Ökonomie Baden-Württemberg e.V., der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, der Landeshauptstadt Stuttgart sowie des Unternehmensnetzwerks RKW BW gefolgt waren. Zog das Event doch auch Kreise „raus aus der GWÖ-Bubble“wie es GWÖ-BW-Geschäftsführerin Alessandra Hensel ausdrückte. So bezeichnete Christoph Nold, Geschäftsführer bei der IHK Region Stuttgart, als einer der Impulsgeber die Gemeinwohl-Bilanz als einen „guten Ansatz“ für eine freiwillige und werteorientierte Unternehmensbetrachtung, der mit viel Unterstützung einhergehe.

Zudem waren Unternehmensvertreter*innen zu Gast, die das erste Mal mit der GWÖ in Berührung kamen und die Impulse, Gespräche und Workshops als hilfreichen Input bewerteten. Wie zum Beispiel Matthias Handl, der durch einen Bekannten vom Netzwerkabend erfahren hatte. „Zuvor wusste ich nicht genau, wo man ansetzen soll – jetzt habe ich ein Bewusstsein dafür entwickelt“, sagte der Inhaber einer Online-Plattform für Personaldienstleister. Außerdem habe er gelernt, dass er schon in ein paar Bereichen nachhaltiger vorgehe als gedacht. Zum Beispiel „mit dem Jobrad statt eines Geschäftswagens“.

Direktes Netzwerken

Solchen Themen nachzugehen, gehörte zu den Aufgaben, die Tim Weinert von der GWÖ-Regionalgruppe Stuttgart der gesamten Teilnehmer*innenschaft stellte. Mit dem direkten Ziel des Netzwerkens. Hierfür gesellten sich jeweils zwei, drei Teilnehmer*innen immer wieder neu gemischt zueinander, um für ein paar Minuten intensiv bestimmte Fragen zu behandeln. Zum Beispiel, welche konkrete Nachhaltigkeitsherausforderung im Unternehmen beziehungsweise in der Organisation einen hergeführt habe. Und später dann diskutierten die Kleinstgruppen über die beiden dargereichten Impulse. Den ersten Impuls setzte Christoph Nold für die IHK Region Stuttgart. Zu dessen Fazit gehörte unter anderem, dass KMU von einer frühzeitigen Auseinandersetzung mit Dokumentationen profitierten. Eine freiwillige Bilanzierung stärke überdies die strategische Ausrichtung und die Resilienz.

Für den zweiten Impuls sorgten GWÖ-Geschäftsführerin Alessandra Hensel und Teo Albert, Geschäftsführer des Digital- und GWÖ-Mitgliedsunternehmens „points GmbH“. Im Format eines Bargesprächs ging es um die Praxis, Nachhaltigkeit strategisch umzusetzen. Albert erzählte von einer einerseits schwierigen und auch langen Reise hin zu einem von den Mitarbeitenden geführten Unternehmen, andererseits aber auch von den dadurch generierten Vorteilen wie etwa in der Mitarbeitenden-Rekrutierung. „Das hat sehr gute Leute angezogen.“ Und auf die Frage, ob denn Gemeinwohl-Orientierung und wirtschaftlicher Erfolg zusammen gingen, antwortete er: „Ja.“

Gemeinwohl-Orientierung und wirtschaftlicher Erfolg passen zusammen

Dieses Resümee zog auch Oliver Mergens vom GWÖ-Mitgliedsunternehmen VAUDE. Als Berater der dortigen „Academy für nachhaltiges Wirtschaften“ war er für einen der vier abschließenden Workshops per Videokonferenz auf großer Leinwand zugeschaltet. Mergens legte unter dem Titel „Fokus finden – mit dem, was wirklich zählt: die Wesentlichkeitsanalyse“ dar, wie VAUDE bei 40 Prozent Emissionsreduzierung eine 28-prozentige Umsatzsteigerung erzielte. Unter anderem durch den Weg des Vermietens statt des Verkaufens. Versehen mit der Botschaft: „Wenn wir einen Artikel nicht herstellen, dann haben wir den besten Weg.“

Die drei weiteren Workshops behandelten folgende Themen: „Klimaschutz strategisch angehen – KLIMAWin“ mit Jochen Leyhr von Umwelttechnik BW, „Komplexität managen – VSME als Grundlage für ein systematisches Nachhaltigkeitsmanagement“ mit Veronika Sharonova und Matthias Fehske von silberzebra sowie „Werte sichtbar machen – die Gemeinwohl-Bilanz“ mit GWÖ-Berater Tim Weinert (nowwork).

Erstes Event mit dem RKW BW

Der Netzwerkabend zur Nachhaltigkeit war das erste Event in Kooperation mit dem RKW BW, das zum einen als GmbH in der Unternehmensberatung und zum anderen als Verein mit einem großen Netzwerk aktiv ist: Rund 500 KMU sind allein in Baden-Württemberg Mitglied. „Wir begleiten KMU mit Beratung und Weiterbildung, von der Gründung bis zur letztlichen Geschäftsübergabe“, erläuterte Christine Palmer, Business-Expertin Nachhaltigkeit des RKW BW. Der Netzwerkabend sei eine fantastische Veranstaltung zum Netzwerken mit bekannten und neuen Kontakten geworden.

Eingangs hatten Eberhard Wachter für die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und stellvertretend für die projektfördernde Wirtschaftsförderung Stadt Stuttgart sowie Ulrich Fellmeth, Politikvorstand des GWÖ-Landesvereins, die Teilnehmer*innen begrüßt. Fellmeth verwies dabei auf die aus der Kooperation resultierte Wahl der Location: „Hier ist der beste vorstellbare Platz im Kontext.“ In der Königstraße 1A gastiert derzeit der Pop-up-Space für Kreislaufwirtschaft in Stuttgart namens RE:THINKING.